Minimalismus und Zero Waste – geht denn beides?

Klaro! – würden die meisten sofort antworten! Hätte ich vor einiger Zeit auch spontan gesagt, da sich doch Minimalismus und Zero Waste sehr ähnlich sind. Aber wenn man ganz genau hinsieht, dann bemerkt man sehr schnell, dass die beiden Ziele (weniger Müll und weniger Dinge im Leben) nicht immer kompatibel sind und ordentlich Konfliktpotenzial bieten.

Warum? Schauen wir uns die beiden Lebensstile an: Beim Minimalismus wollen wir Dinge loswerden und unseren Lebensstil reduzieren. Bei Zero Waste suchen wir eine Wiederverwendbarkeit für Sachen und wollen sie so lange wie möglich nutzen. Also wird man hin und her gezerrt:

„Wenn ich diese Sache behalte, wird es Platz beanspruchen. Entsorge ich es, dann vergeude ich es.“ Beim Thema Minimalismus wird man ermutigt, Dinge ohne Sentimentalität wegzugeben, bei Zero Waste soll man sie behalten und einen neue Verwendung oder einen neuen Zweck finden.

Was mach ich mit den Marmeladengläsern?

Ein konkretes Beispiel: Ich habe eine Schublade in der Küche, die voll ist mit leeren Marmeladengläsern, Brotboxen und Einfrierboxen aus Glas. Das ist nicht minimalistisch (und oft auch unordentlich). Ich stand in letzter Zeit ganz oft davor und überlegte, was damit zu tun ist? Aussortieren? Wegwerfen? Verschenken?

Meine Frage an mich lautete: Was brauche ich wirklich? Und da wurde es schwierig. Die Marmeladengläser brauche ich ein Mal im Jahr zum Einkochen im Sommer. Wenn ich die Hälfte davon weggebe, dann muss ich nächstes Jahr eventuell welche nachkaufen, da ich ja keine Obst verschwenden und alles einmachen möchte (ha, auch hier Minimalismus gegen Verschwendung). Bei den Brotboxen ist es ähnlich – mal sind alle im Einsatz, weil gerade niemand Müsli mit zum Frühstücken nimmt und/oder auf Reisen ist. Mal fliegen 5 Dosen ungenutzt rum und verstopfen die Schublade. Also ist diese Herangehensweise nur beschränkt nutzbar.

Und das ist das Problem, das ich mit dem Thema Minimalismus habe. Es ermutigt uns, sie unter dem Deckmantel Raum in unserem Leben zu schaffen, loszuwerden.

Doppeltes aussortieren

Eine kleiner Einwurf

Ich werfe jetzt noch mal schnell etwas ein: Ich spreche hier von Problemen, die ich als Mensch habe, der auf dem Weg zu einem durchdachteren Leben ist. Wer schon immer minimalistisch veranlagt war und wenig kauft, der wird es nicht kennen und auch wer schon einen großen Schritt zu Zero Waste gemacht hat, wird das Problem ebenfalls nicht mehr so stark haben.

Ich spreche hier für alle, die bisher ein durchschnittliches Konsumverhalten haben. Für alle, die mehr Buntstifte besitzen, als sie verbrauchen können. Für alle, die im Discounter auch mal bei Angeboten für Dekoartikel zugreifen und für alle, die mehr als zwei Wolldecken besitzen. Ihr versteht?

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Das Dilemma mit dem Minimalismus und dem „Weggeben“

Wenn wir unsere Sachen aussortieren, müssen sie irgendwohin. Auf den ersten Blick ist das Spenden oder Verkaufen der Sachen sehr nachhaltig. Aber oft geben wir so das Problem an andere weiter. Und wir fühlen uns besser, wenn jemand anderes sie benutzen wird – wenn er das tatsächlich auch tut. Aus den Augen aus dem Sinn – so ist es leicht, nicht selber die Verantwortung für die Umweltauswirkungen zu übernehmen zu müssen, weil wir die Auswirkungen nicht sehen oder erleben. Wir lassen unsere Spenden an der Tür und vergessen sie.

Angst vor dem Aufraeumen

Das Dilemma mit Zero Waste

Bei Zero Waste sammeln wir jedoch möglicherweise in der Zukunft „nützliche Dinge“, um Abfall zu vermeiden. Doch ungenutzte Dinge, sind oft nur Müll, den man noch nicht weggeworfen hat. Ist das jetzt zu krass formuliert? Aber ihr versteht was ich meine? Muss ich den Lidschatten aufbewahren, obwohl ich ihn nicht mag und ich ihn aber angebrochen (aus hygienischen Gründen) nicht verschenken kann? Denn mal ganz ehrlich: Nicht für alles kann man einen Abnehmer finden, der sich noch darüber freuen wird.

Mein Weg

Also, was tun? Ich versuche ein Gleichgewicht zwischen den beiden Philosophien zu finden. Zero Waste lehrt mich, aufmerksam zu sein, was ich in mein Leben lasse. Minimalismus lehrt mich, was ich wirklich brauche. Ich möchte zukünftiger, weniger kaufen, gut wählen und ab und an verzichten. Zero Waste bringt mich dazu Dinge vollständig zu verbrauchen, bis nichts mehr übrig ist. Manchmal kann dies bedeuten, dass ich etwas aufhebe, das ich gerade nicht brauche, aber in Zukunft nutzen kann, um es vor Verschwendung zu bewahren.

Wie macht ihr es denn? Habt ihr für Alltagsprobleme bei dem Thema „wegwerfen oder Behalten“ gute Lösungen gefunden?

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Über Sabine

Ordnung war schon immer eine Leidenschaft von mir. Eine ordentliche Wohnung ruft tiefe Entspannung und Freude bei mir hervor! Leider, leider bin ich eine faule Socke, die zwar sortierte Wäsche liebt, aber eigentlich lieber ein Buch lesen würde. Also machte ich mir Gedanken zu folgender Frage: „Wie kann ich eine maximal ordentliche Wohnung mit minimalem Einsatz bekommen?“ Und das ist nun meine Mission! Viel Ordnung mit wenig Aufwand!

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1 Gedanke zu „Minimalismus und Zero Waste – geht denn beides?“

  1. „Wir lassen unsere Spenden an der Tür und vergessen sie.“ Ich finde diesen Einwand, der gegen das Wegeben sprechen soll, unsinnig. Ich verschenke momentan viel über Ebay Kleinanzeigen. Die Alternative wäre, dass ich die Sachen wegwerfe. (Es sind gut erhaltene Gegenstände, die wir nicht mehr verwenden.)
    Ich gehe davon aus, dass die Leute, die sich die Mühe machen, die Sachen hier bei mir Zuhause abzuholen, diese dann tatsächlich auch gebrauchen. Was soll ich denn anderes machen? Im schlimmsten Fall schmeißen die dann die Dinge weg, was ich ja ohnehin getan hätte, wenn sie keiner abgeholt hätte.

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