Auf unserem letzten Flug nach Kreta lag alles vor mir: ein Plastikbecher, ein Plastikrührstäbchen, ein Plastikstrohhalm, eine Plastikverpackung für den Plastikstrohhalm, eine Papierserviette, ein Pfefferbriefchen und ein Salzbriefchen. eine Plastikverpackung vom Besteck, eine Plastikfolie vom Keks (eigentlich zwei, weil ich vom Liebsten geschnorrt hatte), eine Plastikverpackung vom Brot, Butterumverpackung. Müll und Fliegen?
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1500 Becher auf EINEM Flug
Nach dem Essen wird abgeräumt, die leeren Becher einkassiert. Und schon kommt der Getränkewagen wieder. Kaffee, Tee oder noch ein Wasser? Bei 300 Fluggästen landen auf einem einzigen Langstreckenflug so schnell mehr als 1.500 Becher im Abfall.
Und das ist erst einmal nur der Verpackungswahn von den Lebensmitteln. Es kommt dazu: die Hülle für den Plastikeinwegkopfhörer, der Plastiksack für die Decke, die Verpackung für die Plastikzahnbürste, die Zahnpasta, die Ohrstöpsel … Muss ich noch mehr sagen?
1,43 Kilo Abfall hinterlässt jeder durchschnittliche Passagier pro Flug laut der Branchenvereinigung IATA – das waren 2017 5,7 Millionen Tonnen Kabinenabfälle. Mit der zunehmenden Passagierzahl könnte sich das Abfallaufkommen jedoch in den nächsten 10 Jahren noch verdoppeln.
Warum der ganze Plastikkram?
Stellen wir uns doch mal kurz auf die Seite der Fluggesellschaft (wir haben schließlich einen Platz dort gebucht, weil wir von A nach B reisen möchten): Für Airlines ist Plastik das perfekte Material. Es ist extrem leicht, was bedeutet, dass man mit weniger Gewicht Treibstoff spart. Zusätzlich ist es hygienisch und es erleichtert dem Personal die Arbeit. Ist Spülen eine Alternative? Das wird nur in den seltensten Fällen gemacht, da zu schwer das Geschirr, zu teuer und zu aufwendig die Arbeitsabläufe.
Und was ist mit Recycling?
Als kleiner Öko-Laie fällt mir doch als erstes ein: dann recycelt doch den ganzen Kram! Das ist doch der Weg zum Müll vermeiden beim Fliegen! Aber das ist auch nicht ganz einfach. Denn ist die Maschine am Boden, kommt die Putzkolonne. Und die hat es extrem eilig, da der sogenannte Turnaround sehr schnell gehen und die Maschine extrem fix wieder in der Luft sein muss. Da kann eine Putzkolonne nicht schnell noch sortieren. Vielleicht könnte das im Nachgang noch passieren, aber ein sehr viel größeres Problem ist folgendes:
Abfalltrennung ist oft verboten. Viele Länder behandeln Küchenabfälle als hohes Risiko und stufen sie als Biogefahr ein, um Krankheiten wie Maul- und Klauenseuche zu vermeiden. Und so schreiben viele vor, dass Fluggesellschaften sie entweder verbrennen oder in tiefen Deponien vergraben, was die Wiederverwendung und das Recycling verhindert. Das Gute: in der Flugbranche setzt ein Umdenken ein und sie plädiert für eine intelligentere Abfallregelung, die mehr Recycling ermöglicht und gleichzeitig die Gesundheitskontrollen für Mensch und Tier aufrechterhält.
Was tun die Fluggesellschaften?
Das vollgemüllte Klapptischchen fällt nicht nur mir auf, sondern auch den meisten großen Airlines, die sich nun langsam auch mit dem Thema „Müll beim Fliegen“ beschäftigen. Die ersten kleinen Schritte wurden gestartet:
Die Lufthansa-Gruppe hat beispielsweise eine Initiative namens „Flygreener mit dem Ziel, das Abfallaufkommen zu reduzieren und mehr zu recyceln, gestartet. Unter anderem wird in der Economy-Klasse vermehrt Mehrwegkunststoffgeschirr eingesetzt und ab diesem Jahr soll ein neuer Plastikbecher aus teils recyceltem Kunststoff mitfliegen.
Auch Condor hat eine umweltfreundlichere Verpackung mit weniger Plastikkomponenten und ein optimiertes Serviertablett. In der Business-Klasse verzichte man komplett auf Plastik und es wird mit Edelstahlbesteck, Porzellangeschirr sowie Gläsern serviert.
Virgin Australia und Qantas sind eine Partnerschaft mit OzHarvest eingegengen, Australiens führender Organisation zur Rettung von Nahrungsmitteln. OzHarvest sammelt monatlich zwischen 6.000 und 8.000 kg hochwertiges überschüssiges Essen von Virgin und Qantas und liefert es direkt an mehr als 1.300 Wohltätigkeitsorganisationen im ganzen Land. Zusätzlich hat Qantas einen wieder verwendbaren Kopfhörer entwickelt, der nur im Flugzeug funktioniert und vor der Landung wieder eingesammelt wird. Selbst inklusive Reinigung und Wiederaufbereitung ist dies auf Dauer preiswerter als Plastikeinwegkopfhörer. Die Qantas Group will außerdem die erste Fluggesellschaft der Welt sein, die bis Ende 2021 mindestens drei Viertel ihres Abfalls wiederverwendet, recycelt und kompostiert.
Delta Airlines entfernte eine Reihe von Einwegartikeln aus Kunststoff aus seinen Flugzeugen und Lounges. Die meisten Utensilien haben keine äußere Plastikhülle mehr und werden stattdessen in einer Serviette aufgerollt, äußere Plastikhüllen werden von Kosmetikartikeln und Plastikrührstäbchen entfernt und Strohhalme werden durch Bambus- und Birkenholz ersetzt. Dadurch wird die Airline voraussichtlich mehr als 300.000 Pfund Plastikmüll pro Jahr einsparen – das ist mehr als das Gewicht von zwei Boeing 757-Flugzeugen!
Ryanair stellt bis 2023 auf biologisch abbaubare Tassen, Holzbesteck und Papierverpackungen um. Und die philippinische Fluggesellschaft Cebu Pacific ersetzt nicht recycelbares Besteck, Rührer und Tassen durch nachhaltige Alternativen.
Ganz ohne Einweg!
Vielleicht habt ihr es in der Presse gesehen, aber die portugisische Airline Hi Fly absolvierte Ende Dezember 2018 den ersten Flug ohne Einweg-Plastik an Bord. Stattdessen wurde auf dem Flug von Lissabon nach Natal in Brasilien Besteck aus Bambus oder leicht kompostierbaren Verpackungen benutzt. Bis Ende 2019 möchte Hi Fly alle Maschinen in eine plastikfreie Zone verwandeln.
Projekte wie diese sind ein guter Anfang. Aber insgesamt ist die internationale Luftfahrtindustrie noch sehr weit davon entfernt, das Müllproblem ernsthaft in Angriff zu nehmen. Wer mag kann sich hier noch ein paar Infos holen.
Was man selbst tun kann gegen Müll beim Fliegen
Nimm es selber mit: Ich habe gerne hochwertige Riegel oder ein selbst belegtes Brötchen dabei – das schmeckt sehr viel besser als der Pappkram der Airline. Eine leere Flasche oder einen Becher kann man selber mitbringen – braucht man im Urlaub ja sowieso meistens! |
Flugbegleiter ansprechen: Der Plastikbecher wird sehr gerne vom Personal wieder befüllt – einfach behalten und immer nachfüllen lassen. |
Zahl-Menüs: Was viele bemängeln, ist eine wirklich gute Möglichkeit, um Lebensmittel nicht zu verschwenden – das zu bezahlende Menü. Denn so kaufen und konsumieren Passagiere nur das, was sie möchten. Das reduziert die Menge an unberührten Lebensmitteln, die weggeworfen werden müssen. |
Verzichten: Brauchst du den angebotenen Toilettenbeutel mit in Plastik verpackten Einwegprodukte? Ja? Dann nutze ihn bitte mehrmals. Das gilt auch für Einweg-Kopfhörer: Jeder Smartphone-Nutzer hat welche – bring sie mit! Denn meistens enden die Einmalkopfhörer nach einem Flug auf der Mülldeponie, obwohl sie eigentlich in den Elektroschrott gehören. |
Nimm Müll mit: Einfach in der Hand mit nach draußen nehmen und am Flughafen entsorgen – viele Flughäfen bieten eine Mülltrennung an. |
Das alles sind kleine Schritte, aber es sind Schritte! Ich bin wirklich noch kein Held, aber hier zeige ich euch ein paar Tipps zu Nachhaltigkeit im Urlaub. Ihr reist mit kleinen Kindern? Dann schaut euch meine Tricks zum Fliegen mit Kleinkindern und Babys an.
Das ist schwer zu vorstellen, dass man pro Langstreckenflug 1500 Becher wegwerfen muss. Diese Menge des Abfalls von Fluggästen sind natürlich schädlich für die Umwelt. Die Getränkewagen sin immer am Ende des Fluges voll. Danke für die Information!